Orthopädie- Krankheitsbilder- Kniearthrose
Bedeutung der Kniearthrose und
ihre Zeichen
Das Kniegelenk ist das am stärksten belastete
Gelenk des gesamten menschlichen Körpers. Bei jedem Schritt wird das Gewicht
des Körpers in vollem Umfang auf das Kniegelenk übertragen, so daß am Knie noch
häufiger als an der Hüfte ein frühzeitiger Verschleiß (Arthrose) beobachtet
wird.
Dabei wird die schützende Knorpelschicht
aufgebraucht, die Gelenkschmiere verschlechtert sich und es kommt immer wieder
zu Entzündungen der Gelenkbinnenhaut (Schwellung/Überwärmung). Im
fortgeschrittenen Stadium verschlechtert sich die Beweglichkeit des Knies, der
Körper baut zusätzliche Knochenspangen an das Kniegelenk an (sichtbar im
Röntgenbild) und die Belastung des Knies wird zunehmend schmerzhaft, die
Gehstrecke wird reduziert.
Therapie - konservativ
Entzündungs-/Schmerzhemmung
Die klassischen Antirheumatika
(Diclofenac/Ibuprofen und andere) setzen das für den Schmerz- und die
Entzündung verantwortliche Enzym außer Gefecht, allerdings mit der möglichen
Nebenwirkung auf Magen- und Darmschleimhaut (Blutung). Deutlicher und länger
zeigt sich die Wirkung von Cortisoninjektionen ins Kniegelenk, allerdings mit
dem Risiko einer Gelenksinfektion, wie bei allen Gelenkpunktionen. Um die
Medikamenteneinnahme zu reduzieren oder zu vermeiden kann eine
Akupunkturbehandlung durchgeführt werden.
Knorpelschutztherapie -
Hyaluronsäure
Ein wichtiger Baustein der Gelenkflüssigkeit
ist die Hyaluronsäure, die neben einer erhaltenden Wirkung auf die
Knorpelzellen und Schleimhaut zudem die „Gelenkschmierung“ erheblich
verbessert. „Die Knorpelaufbaukur“ wird mittels steriler Injektionen in das
Kniegelenk gespritzt und kann in den Folgetagen zu einem Spannungsgefühl im
Knie führen Ein Behandlungszyklus beinhaltet 3-5 Injektionen im jeweils wöchentlichem
Abstand. Die meisten Patienten berichten bereits nach den ersten Spritzen, daß
„das Knie besser läuft“. Im Vergleich zur Kortisonspritze oder Schmerztablette
besteht bei der Hyaluoronsäure keine chemische Belastung für den Patienten bei
oft deutlicher oder vollständiger Schmerzlinderung. Über 72% der Patienten
beurteilen die Therapie als „gut“ oder „sehr gut“, fast alle berichten über
eine deutliche Besserung der Beschwerden und Zunahme der körperlichen
Aktivität, dadurch können zusätzliche Schmerzmittel eingespart werden. Die
Gelenktherapie lindert die Arthrosebeschwerden im Durchschnitt für 9-15 Monate.
Die Therapiekosten werden von der
gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen, nach SGB V §12 handelt es sich um
eine vom Patienten erwünschte Behandlung.
Knorpelschutztherapie -
Proteoglykane
Ein wichtiger Baustein der Knorpelzellen sind
Proteoglykane, das sind Eiweisse, die
in hohen Konzentrationen auch in der Grünlippmuschel vorkommen. Durch ihre
tägliche Einnahme, kann eine geringe, aber in weltweiten Studien eindeutige
Verbesserung der Beschwerden erzielt werden. Die Therapiekosten werden von der
gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen.
Körperliche Aktivität oder „wer
rastet, der rostet“
Um ungünstige Belastungen des Kniegelenks zu
reduzieren, sollte die muskuläre Führung des Knies verbessert werden. Am besten
hierzu eignet sich Radtraining, das wetterunabhängig ohne Sturzgefahr auch auf
einem Hometrainer durchgeführt werden kann. Beim Radtraining sind
Erschütterungsbelastungen reduziert und die Muskulatur wird dennoch optimal
trainiert, zudem verbessert sich auch die Knorpelernährung durch das
rhythmische Be- und Entlasten der Knorpelschicht (~Schwammfunktion). Geeignet
ist auch Nordic Walking, ungünstig Ballsportarten aufgrund der häufig
erheblichen Erschütterungsbelastung beim Beschleunigen und Abbremsen.
Übergewicht
Übergewicht gefährdet insbesondere die
Kniegelenke, müssen diese bereits bei einfachen Gehbewegungen das Vierfache des
Körpergewichts auffangen. Durch ein aktives Training, begleitet durch eine
sinnvolle Ernährungsumstellung wird meistens eine Gewichtsnormalisierung ohne
spezielle Diät erreicht.
Alternative Verfahren: Akupunktur und Magnetfeldbehandlung
Zur Schmerzlinderung empfiehlt die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Akupunktur. Diese verbessert bei 50-70%
der Patienten die Beschwerden und weist keine riskanten Nebenwirkungen auf.
Allerdings muß die Akupunktur häufig wiederholt werden.
Die Magnetfeldbehandlung ist imVergleich
aufwendiger, kann aber, wenn der Patient auf die Therapie anspricht, häufig die
Beschwerden für einige Jahre verbessern.
Therapie - operativ
Im Rahmen einer Kniespiegelung können
Knorpeldefekten geglättet und eventuell angebohrt werden, um eine
Ersatzknorpelbildung anzuregen, sowie Meniskusschäden mitbehandelt werden.
Zudem wird die entzündlich veränderte Gelenkflüssigkeit ausgespült, was für
sich genommen bereits eine Beschwerdelinderung erbringt.
Bei angeborenen oder unfallbedingten
Fehlhaltungen (O-Bein bzw. X-Bein) kann eine operative „Begradigung“ einen
Verschleiß zumindest zeitweise Aufhalten.
Als letzte Maßnahme, aber auch als
Rettungsanker, sollte der endoprothetische Ersatz des Knies verstanden werden.
In aller Regel bietet die Knieprothese die Chance auf ein aktives Leben ohne
Schmerzen.
Den Alltag gelenkschonend
bewältigen:
+ flache Schuhe ggf. mit Pufferabsätzen;
keineswegs hohe- oder Lederabsätze
+ bei Beinfehlstellung ggf. Schuhinnenrand-
bzw. Außenranderhöhung
+ beim Aufstehen aus dem tiefen Sitz immer
mit einer Hand abstützen
+ Socken und Schuhe im Sitzen an- und
ausziehen, um einseitige Gelenkbelastungen zu vermeiden
+ Gegenstände nah am Körper tragen, am besten
im Rucksack
+ sitzende Tätigkeit öfter unterbrechen, um
Gelenke durchzubewegen und zu lockern
+ ideale PC-Sitzhaltung: Füße ganzflächig
aufstellen, Bein- und Armwinkel über 90°, Sitzfläche etwas geneigt, Bildschirm
frontal mit Blickrichtung leicht nach unten
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