Achillessehnenbeschwerden

Eine der häufigsten Beschwerdebilder von Sportlern betrifft die hintere Wadenmuskulatur und die Achillessehne. In aller Regel spielen Überlastungen eine dominante Rolle, seltener klassische Verletzungen. Mitverursachend sind meist eine Fußfehlstatik, insbesondere unter Belastung (Einknicken), eine Schwächung und Verkürzung der Wadenmuskulatur, falsche Lauftechnik oder Schuhwerk, Beinachsenfehler, eine Beinlängendifferenz und eine prinzipielle Fehlhaltung des Körpers. Ist durch ein modernes Leben mit viel Sitzen, Schlafen in Seitenlage, wenig Sport das gesamte Stabilisationssystem unseres Körpers geschwächt, finden sich häufig Probleme von der Wirbelsäule ausgehend über die Gesäßmuskulatur in die hintere Oberschenkelmuskulatur bis zur Achillessehne.

Die akuten Beschwerden einer Achillessehnenreizung zeigen sich in einer Schwellung mit Druckschmerz, Rötung, Überwärmung und Belastungsschmerzen. Wenn die Beschwerden durch Schonung nicht innerhalb weniger Tage abklingen oder unter erneuter Belastung wieder auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um einer Chronifizierung vorzubeugen, die mit einem Umbau der Sehne, Teilrissen, Narbenbildung und einer spindelförmigen Verdickung der Achillessehne einhergeht, in seltenen Fällen auch zum komplette Riss der Sehne.

Neben der ärztlichen Untersuchung spielen in der Diagnostik der Unterschall und ein seitliches Röntgenbild eine wichtige Rolle. Bei chron. Verlaufsformen kann ein MRT in Erwägung gezogen werden.

Therapie – akute Beschwerden

Bei starken Beschwerden sollte die Achillessehne zunächst durch ein Fersenpolster und Kinesio-Tape entlastet werden und lokal mit entzündungshemmenden Salben bzw. mit Kühlung gearbeitet werden. Je nach Beschwerden sollten Entzündungshemmer auch in Tablettenform kurzfristig eingenommen werden (NSAR oder Enzympräparate). Das Lauftraining sollte pausiert werden und die Fußstellung auf dem Radpedal um 2-3 cm nach hinten (fersennäher) positioniert werden inklusive Reduktion der Sattelhöhe um 1-2 cm. Nach Abklingen der Reizung sollte mit Krafttraining begonnen werden, gedehnt werden und der Laufstil optimiert werden. Später sollte exzentrisches Krafttraining und plyometrisch gearbeitet werden.

Therapie – chronische Beschwerden

Bei chronischen Beschwerden sollten durchblutungsfördernde Maßnahmen durchgeführt werden. Neben Wechselbädern können Sie dreimal täglich mit einer weichen Zahnbürste die Achillessehne für 10-15 Minuten massieren. Spätestens nun sollte eine videogestützte Laufbandanalyse und Pedobarographie durchgeführt werden. Bei der Laufbandanalyse können übermäßige Kippbewegungen des Sprunggelenks erkannt werden, aber auch die Kniestellung unter Belastung und ein mögliches Verkippen der Hüfte. Bei der Pedobarographie wird eine Sensorenplatte in den Laufschuh eingelegt und die Druckbelastung beim Abrollen des Fußes ausgewertet. Mit den gewonnenen Informationen können falsche Bewegungsmuster erkannt werden und entsprechende Tipps zur „Laufschule“, aber auch zum gezielten Kraft- und Ausgleichstraining gegeben werden. Zudem kann eine gezielte Laufschuhberatung und ggf. eine Einlagenversorgung erfolgen.

Aufgrund der schlechten Durchblutung der Achillessehne ist es sinnvoll den Stoffwechsel mit Magnetfeld- und Stoßwellenbehandlung anzuregen und die Ernährung umzustellen, selten kann eine Infiltration im Beschwerdegebiet sinnvoll sein. Kortison sollte nie in die Achillessehne gespritzt werden, da die Sehne geschwächt werden könnte und die Rissgefahr erhöht.

Mittelfristig sollten keine Fersenerhöhungen verwendet werden, da sonst die Wadenmuskulatur verkürzen könnte. Sind die Beschwerden überstanden, empfehle ich vorbeugend Fußgymnastik durchzuführen.

Fußtraining

Am besten ist Barfußlaufen, was in unseren Breitengraden leider nicht immer möglich ist. Barfußschuhe oder viele Schuhe ohne Fersenerhöhung (Sprengung) schützen den Fuß vor dem Untergrund ohne ihn übermäßig zu führen. 

Die Wadenmuskeln können Sie durch ca. 25 schnelle Sprünge von der Straße auf die Bordsteinkante trainieren.

Im häuslichen Bereich kann bereits das Tragen von dicken Wollsocken, statt starren Hausschuhen einen Trainingseffekt bewirken.

Auch der Laufstil ist wichtig: Achten Sie auf kleine Schritte und hohe Schrittfrequenz. Setzten Sie den Fuß flach unter dem Körperschwerpunkt auf und nicht vor Ihrem Körper auf, damit weniger Brems- und Erschütterungskräfte auftreten und im Moment des Aufsatzes der Fuß besser muskulär stabilisiert werden kann.

Gute Besserung und viel Erfolg beim Ausprobieren

Dr. H. Veigel