Die Verletzung der Rotatorenmuskeln der Schulter

Die Rotatoren der Schulter werden durch 4 Muskeln gebildet, die die Aufgabe haben die große Oberarmkugel in der kleinen, flachen Schulterpfanne (Glenoid) in der Mitte zu balancieren, trotz äußerer Kräfte und aktiven Bewegungen. Von vorne wird der Oberarmkopf durch den Musculus subscapularis gehalten, von hinten durch den M. infraspinatus und M. teres minor und von oben sichert der M. supraspinatus. Diese Muskeln sollten etwa gleich stark und nicht verkürzt sein, um eine Balance zu gewährleisten. Meist überwiegen Muskeln/Kontrakturen, die die Schulter nach oben und vorne ziehen.  Die wichtigsten Kräfte, die den Oberarm zentrieren und nach unten ziehen kommen aus dem richtigen Zusammenspiel von M. pectoralis und M. latissimus dorsi sowie dem Innenrotator M. subscapularis. Diese sollten regelmäßig mit Theraband trainiert und gedehnt werden.

Sind die Muskeln zu schwach oder verkürzt, kann die Oberarmkugel nicht mehr zentriert werden und die Rotatoren reiben bei Bewegungen am Schulterdach und die ohnehin schlechte Durchblutung wird weiter verringert. Es lagern sich vermehrt Fett und Kalkspritzer ein, die Sehne vernarbt und die Narben haben eine veränderte Elastizität, was die Belastung des verbliebenen Muskels und den Verschleiß verstärkt. Es kommt zu kleineren, später auch größeren Einrissen bis zu einem kompletten Riss, auch ohne dramatische Unfälle. Die Betroffenen bleiben meist beschwerdefrei und bemerken den Riss nicht. Am häufigsten reißt aufgrund seiner Länge und Nähe zu angrenzenden Knochen der M. supraspinatus. 

Bei 70-jährigen haben über 70% einen kompletten Riss aller 4 Rotatorenmuskeln, bei 80-jährigen bereits über 80%. Im Verlauf bilden sich auch Knochensporne, die wiederum die Reibung und den Verschleiß erhöhen und die Beweglichkeit der Schulter einschränken.

Kann die Rotatorenmanschette heilen, wann muss operiert werden?

Prinzipiell kann ein Riss der Rotatorenmanschette heilen, auch wenn diese Region einen sehr langsamen Stoffwechsel hat. Dabei können drei Faktoren hinderlich sein: Erstens starke alters- oder verletzungsbedingte Veränderungen, zweitens zu schwache/verkürzte Muskeln und Narben, so dass der Oberarmkopf nicht zentriert werden kann und große Scherkräfte auftreten und keine Gefäße einsprossen können und drittens eine ungünstige Entzündungs- und hormonelle Situation z.B. bei Fehlernährung, Übergewicht, Rauchen etc. 

Vorgehen

1: Reduktion der Schmerzen und Entzündung mittels Tabletten (NSAR wie Ibuprofen und Diclofenac), KryotherapieKin-Tape, Schonen, in besonders ausgeprägten Fällen auch Kortisoninfiltration. Eigenständige Gelenkmobilisation u.a. mit Pendeln auch mit Gewichten 

2: Zentrierung der Oberarmkugel mit Eigenübungen (Theraband) und Krankengymnastik mit Dehnen, Lösen von Verklebungen/Kontrakturen, Stabilisierung des Schulterblatts, Stabilisierung der Brustwirbelsäule, Erlernen von gesunden Bewegungsmustern

3: Wenn die verfestigten Strukturen/Narben durch Krankengymnastik nicht ausreichend gelöst werden können, sollte mittels Stoßwellentherapie vorgegangen werden.

4: Wenn der Patient bzw. das Schultergewebe noch nicht gealtert ist, der Riss nicht zu groß ist und der Patient Beschwerden hat oder höhere sportliche Ansprüche an seine Schulter hat, kann eine Operation erwogen werden.

Je größer der Riss ist, desto wahrscheinlicher muss dieser operiert werden, aber ab einer bestimmten Größe des Risses sind keine guten Ergebnisse zu erwarten. Kann bei einem Teilriss durch Behandlung die Schulter nicht zentriert werden, vergrößert sich der Riss ohne Operation.