Kniebeschwerden

Das Kniegelenk besteht eigentlich aus 3 Gelenkflächen. Die größte Kraftübertragung findet zwischen dem Oberschenkel (Femur) und dem Unterschenkel (Tibia) auf zwei großen, kreisähnlichen Flächen jeweils außen und innen statt. Je nach Beinachsenstellung wird beim O-Bein (Varusstellung) meist die innere Seite (medial) stärker belastet und beim X-Bein (Valgusstellung) stärker die äußere Seite (lateral).

Die dritte Fläche besteht zwischen dem Oberschenkel und der Kniescheibe (Patella) und wird nur ab einer gewissen Beugebelastung über 30° belastet, also wenn wir das Knie stark beugen z.B. beim Hocken.

Arthrose

Aufgrund der hohen Gewichtsbelastung und häufig bestehenden Achsfehlstellungen, verschleißt der Knorpel des Knies sehr häufig und es entwickelt sich eine Arthrose, der wir ein gesondertes Kapitel gewidmet haben.

Meniskusverletzungen

Die Menisken sind knorpelähnliche, bewegliche, C-förmige Strukturen, die die Knieführung stabilisieren und die Kraftübertragung vom Oberschenkel (rund) auf den Unterschenkel (flach) optimieren. Wie ein Platzhalter füllen die Menisken den freien Raum neben der runden Oberschenkelrolle aus und vergrößern dadurch die Fläche zur Kraftübertragung.

Die Menisken weisen fast keine Blutgefäße auf und haben dadurch einen sehr schlechten Stoffwechsel und werden gerade wenn wir älter leicht überlastet und reißen ein. Meniskusrisse verheilen nicht, aber kleinere Risse schmiegen sich wieder an und klaffen nur bei großen Scherkräften auf. Größere Risse können hingegen das Gelenk in seiner freien Bewegung blockieren oder den Knorpel abreiben und so einem verfrühten Knorpelverschleiß (Arthrose) Vorschub leisten.

Da der innere Meniskus weniger beweglich ist und bei den meisten Menschen die Hauptkräfte über der innere Knieseite abgefangen werden, kommen Innenmeniskusverletzungen wesentlich häufiger vor als Außenmeniskusverletzungen.

Kommt es durch eine Meniskusverletzung zu schmerzhaften, mechanischen Beschwerden, sollte die Biomechanik operativ wiederhergestellt werden. Bei den meisten Rissformen ist eine Naht nicht möglich und der ausgefranste Teil des Meniskus, der bei der Kniegelenksbewegung einklemmt und reibt, sollte entfernt werden. Dabei sollte operativ sparsam vorgegangen werden, da mit verringerter Meniskussubstanz auch die Funktionsfähigkeit (Stabilisierung und bessere Kraftübertragung) abnimmt. 

Kreuzbandriss

Das Kreuzband ist ein wichtiger Stabilisator gerade für komplexe Bewegungen des Knies. In aller Regel heilt das Kreuzband nicht von allein und sollte bei jungen und sportlichen Menschen operiert werden. Viele Menschen kommen auch ohne Kreuzbandoperation im Alltag sehr gut zurecht, aber Ballsportarten und komplexe Kniebewegungen mit hohen Kräften (Skifahren) können meist nicht ungestört durchgeführt werden, auch bei gut trainierter Beinmuskulatur. Häufig führt der Unfallmechanismus nicht nur zu einer Kreuzbandverletzung, sondern auch zu Band- und Knorpelverletzungen, die häufig nicht entdeckt werden können und so nach vielen Jahren das Risiko für eine Knieverschleiß (Arthrose) deutlich erhöhen. Kommt es nach der Kreuzbandverletzung zudem zu einer Instabilität im Knie mit häufigem Hin- und Herreiben der Gelenkflächen, ist die Verschleißquote noch höher. Bei älteren Patienten, bei denen zum Zeitpunkt eines Kreuzbandriss bereits eine Arthrose vorliegt, wird meistens nicht operiert. 

Die Nachbehandlung nach einer Kreuzbandoperation ist sehr langwierig und gerade in einer Phase nach 10-16. Wochen in denen der operierte Patient den Eindruck hat, dass er über den Berg ist, die Beweglichkeit, die Kraft, die Ausdauer und die Koordination besser wird, ist die erneute Rissgefahr am höchsten. Volle Sportfähigkeit wird meist erst nach 9 Monaten wiedererlangt.

Patellaspitzensyndrom

Bei plötzlichen hohen Zugkräften und angewinkeltem Knie kann es zu Überlastungen der Kniescheibenspitze bzw. der Sehen unterhalb des Knies kommen, insbesondere beim schnellen  Antritt oder Richtungswechseln bei Ballsportarten (Scherkräfte). 

Therapie

Kräftigen und Dehnen der Oberschenkelmuskulatur (Quadriceps), um einerseits die Grundspannung und permanenten Zug des Muskels auf die Kniescheibe zu reduzieren, anderseits um mit höherer Kraft des Muskels den Bremsweg bei der Fußlandung zu verkürzen und dadurch kleinere Beugewinkel im Knie zu erreichen und die Anpresskraft der Kniescheibe auf den Oberschenkel zu senken. Sportmedizinisch kann die Sehne und deren Ansatz am Kniescheibenknochen mit Stoßwellen therapiert werden und mittels Kryotherapie (abschwellender Kälteschock). Anschließend sollten die Bewegungsmuster mit propriozeptiven (Stellreflexe) und plyometrischen Übungen (Schnellkraftübungen aus vorgedehntem Zustand) optimiert werden. Hilfreich kann auch eine Einlage nach Pedobarographie sein und eine äußere Führung (Kniebandage, Kin-Tape).

M. Schlatter oder M. Osgood 

In der Jugendzeit ist die Wachstumsfuge an der Schienbeinkante besonders sensibel für eine Durchblutungsstörung, die sowohl aus heiterem Himmel auftreten kann, als auch durch Überlastung. Nur sehr selten muss operiert werden. In aller Regel ist lediglich eine regelmäßige ärztliche Verlaufskontrolle bis zum Wachstumsabschluss notwendig. Bei einer akuten Reizung sollte geschont werden und die Entzündung lokal durch Kälte und Salben zurückgeführt werden. Begleitend kann eine Einlagenversorgung, die Verwendung einer Kniebandage und Anregen der Durchblutung mittels Magnetfeldtherapie oder Stoßwellentherapie (nicht im hochakuten Stadium) erwogen werden.