Muskelverletzungen – PECH Schema

Verletzung von Muskeln, Sehnen und Gelenke gehen mit entzündlichen Prozessen einher, was sich durch Schmerz, Schwellung, Rötung, Erwärmung und Funktionsverlust zeigt. Die akute Entzündung ist ein wichtiger Prozess, um das geschädigte Gewebe abzubauen, zu reparieren und zu regenerieren. Sie wird durch entzündungsfördernde Enzyme und Botenstoffe ausgelöst. Im Anschluss wird die akute Entzündung gezielt durch Botenstoffe beendet und reparierende Enzyme gewinnen die Oberhand. Es ist also kein passives Wegbleiben der entzündungsförderlichen Enzyme, sondern ein aktives Beenden der Entzündung durch unseren Körper und ein Aktivieren der regenerativen Enzyme. 

Wird dieser Ablauf gestört, kann es zu chronischen, nichtaufgelösten Entzündungen kommen, die eine Regeneration erschweren, zu anhaltenden Schmerzen und einer Chronifizierung führen können. 

In der Anfangsphase wird das PECH-Schema empfohlen:

Pause: Schonen, um eine weitere Schädigung zu verhindern und eine Vergrößerung des Blutergusses zu vermeiden, der nicht nur entzündungsfördernde Zellen enthält, sondern auch durch mechanischen Druck die Durchblutung hemmt und den Abtransport von Flüssigkeit (Lymphsystem) behindert. Zudem müssen alle Blutzellen, die ins Gewebe eindringen, später von unserem Körper abgebaut werden und je größer der Bluterguss, desto länger dauert dies. Sobald die verletzten Blutgefäße nicht weiter Blut verlieren, da die Leckagen durch Gerinnungsprozesse verschlossen sind, kann die Schonung gelockert werden – dies ist meist nach 2-3 Tagen möglich. Je nach Schwere und Lokalisation der Verletzungen werden häufig Gipse oder Verbände zur Ruhigstellung verwendet, ggf. auch Krücken.

Eis: Durch Kühlen, soll ebenfalls ein übermäßiger Bluterguss verhindert werden und der Lymphabfluss verbessert werden. Zudem wird eine Überaktivität von Entzündungsenzymen reduziert. Wird mittels Kryotherapie eine Schockgefrierung für 2-3 Sekunden (intermittierend zwei- bis dreimal) erreicht, werden die entzündungsaufbauenden Enzyme besonders gut gehemmt und vor allem eine Entzündung der Nervenendigungen vorgebeugt. Diese Therapie kann in den ersten Tagen nach der Verletzung wiederholt werden. Zuhause sollte nicht zu ehrgeizig gekühlt werden, um keine Erfrierungen zu provozieren und den Blutfluss nicht komplett zu unterbinden. Eine Kühlung mit Pausen hat sich bewährt oder kühlende Verbände/Umschläge, die über 4-5 Stunden eine Temperatur von ca. 5-8°C aufweisen.

Compression: Initial kann für die ersten 20 Minuten eine etwas stärkere Kompression gewählt werden, aber auch hier gilt es den Blutfluss nicht zu lange und zu stark zu unterdrücken, den Verband immer wieder zu lösen und schon bald nur noch eine moderate Kompression auszuüben. 

Hochlagern: Abgerundet wird die Basistherapie mit einer Hochlagerung der verletzten Stellen, wiederum, um einen übermäßigen Bluterguss zu vermeiden und den Lymphabfluss zu unterstützen. Sitzen mit angewinkeltem Knie und dadurch zusätzlicher Quetschung der Gefäße gilt als besonders ungünstig.

Ärztliche Therapie

Anfänglich kann eine niedrig dosierte Gabe von NSAR (Ibu, Diclo) eine überschießende Entzündungsreaktion modellieren, aber diese Medikamente unterdrücken im selben Maße auch die Regenerationsenzyme und erschweren dadurch eine rasche Heilung bei längerem Gebrauch über 2-3 Tage und höherer Dosierung.

Ist ein besonders schneller Heilungsverlauf erwünscht und wurden größere Blutansammlungen mittels Ultraschall detektiert, sollten die Blutergüsse punktiert werden und ggf. Procain mit Actovegin/Traumeel injiziert werden. Dadurch wird die Spannung im Muskel reduziert, einer lokalen Nervenentzündung vorgebeugt und die Zellregeneration gefördert. Ist die erste Entzündungsreaktion überstanden, sollten Stoßwellenbehandlungen durchgeführt werden, um Regenerationsenzyme zu aktivieren. 

Handelt es sich um Verletzungen mit Sehnenbeteiligung kann mit PRP-Injektionen (Eigenblutbehandlung) u.a. mehr Bindegewebe geschaffen werden, was aber bei rein muskulären Verletzungen unter Umständen nachteilig sein kann. Soll die Gleiteigenschaft verbessert werden, kann auch Hyaluronsäure verwendet werden.

Ist die Anfangsphase überstanden, sollte die verletzten Region früh aktiviert werden, jedoch ohne diese erneut zu verletzen. Zuerst mit isometrischen Übungen, dann mit leichten Zug- und Druckkräfte werden Regenerationsenzyme aktiviert, die Durchblutung angeregt und die Sehnen geschmeidig gehalten. Dabei bieten sich zyklische Sportarten an, die vom Patienten auch gut dosiert werden können, wie z.B. Radfahren, Rudern oder einfach nur wippendes Durchbewegen der betroffenen Gelenke. Wärme und Magnetfeldtherapien wirken in dieser Phase anregend und heilungsfördernd.

In dieser Phase ist eine gute Ernährung noch wichtiger, weil durch entzündungsfördernde Kost (leere Kohlenhydrate, ungesunde Fette, häufige Mahlzeiten, wenig Ballaststoffe) die akute Entzündungsphase nur langsam überwunden werden kann. Zur Reparatur sollten Sie Ihrem Körper in der Heilphase ausreichend Proteine (Eiweiss) zuführen: 1,5 -2 Gramm Eiweiss pro Kilogramm Körpergewicht in 3 Portionen. Zudem wird täglich 20 mg Zink, 2×300 mg Magnesium und 3×500 mg Vitamin C empfohlen.

Vereinfacht werden die Entzündungsenzyme der Akutphase aus Arachidonsäure hergestellt, was bei einem Überhang der Omega-6-Fettsäuren begünstigt wird und Regnerationsenzyme aus Omega-3-Fettsäuren, welche sich vor allem in Fisch und Algenöl, aber auch in Leinsamen und Walnüssen findet. Pflanzliche Wirkstoffe wie Bromelain, Weihrauch, Kurkuma können zusätzlich gegeben werden.

Wann ein sportartspezifisches Training begonnen werden kann, wird Ihr Arzt in Abhängigkeit der Verletzungsgröße festlegen. In aller Regel sollte erst nach Ablauf einer schmerzfreien Woche mit intensiverem Training inklusive ruckhaften Bewegungen begonnen werden.

Operation

Nur selten müssen Muskel-Sehnen-Verletzungen operiert werden z.B. wenn ein kompletter Abriss einer Sehne mit entsprechendem Kraft- und Funktionsverlust besteht, in Abhängigkeit vom Alter und den Ansprüchen des Patienten, oder wenn die Risslücke über 2 cm beträgt oder große Blutergüsse verknöchern.