Das Umknicken im Sprunggelenk – die OSG-Distorsion- ist die häufigste Sportverletzung und geht häufig mit der Verletzung der drei Außenbänder einher, gelegentlich auch mit knöcherner Beteiligung an der Basis des 5. Mittelfußknochens am Fußaußenrand oder der Verbindung beider Unterschenkelknochen der Syndesmose. Das Innenband ist sehr fest und reißt nur bei Hochrasanzverletzungen. Häufig sind Athleten betroffen, die bereits früher eine OSG-Verletzung erlitten haben, deren Bindegewebe angeboren zu elastisch ist oder wenn die Schutzreflexe der Peronealsehnen bereits durch geringste Alkoholmengen verzögert aktiviert werden. Durch eine gezielte Untersuchung, meist auch begleitet durch Röntgen– und Ultraschalldiagnostik kann meist rasch eine präzise Diagnose gestellt werden, in Ausnahmefällen auch durch ein MRT.
Therapie
1) Kühlen: ideal ist eine sofortige Kryotherapie, bei der das OSG für wenige Sekunden auf -30°C bis 70°C schockgefroren wird, um eine Schwellneigung und Entzündungsreaktionen von vornherein zu unterdrücken. Vorsicht bei der eigenständigen Kühlung, die sinnvoll ist, aber bei Übermotivation zu Erfrierungen führen kann. Wenn möglich, erfolgt eine Reposition des verkippten Sprungbeins durch den Arzt.
2) Anschließend Kompression durch Tape oder Gips für 2-3 Tage. Die Kompression regelmäßig für einige Minuten Lösen, zur Besserung der Durchblutung.
3) Für die ersten zwei bis drei Tage Schonen ggf. mittels Unterarmgehstützen und Hochlagern, dabei Sitzen vermeiden, da bei angewinkeltem Knie auch der Lymphabfluss gehemmt wird.
4) Bei einer (Teil-) Ruptur wird eine Ruhigstellung des unteren Sprunggelenks in einer Orthese (Schiene) empfohlen. Diese soll die OSG-Beweglichkeit erhalten, ohne Überdehnung der Außenbänder, damit diese nicht lax und instabil verheilen.
5) Um Spätschäden am Knorpel bei mutmaßlicher Mitverletzung (Kontusion) zu verhindern kann Hyaluronsäure injiziert werden, hierüber liegen allerdings keine wissenschaftlichen Studien vor.
6) Nach 3-4 Tagen ist eine schmerzorientierte Belastung in der Orthese erlaubt. Falls der Regenerationsprozess beschleunigt werden soll, können sowohl Magnetfeld- als auch Stoßwellentherapie durchgeführt werden.
7) Für 6 Wochen sollte die Orthese beim Sport verwendet werden, dann wird eine ärztliche Kontrolle zur Überprüfung der Bandstabilität und Belastungsfähigkeit ohne Orthese durchgeführt werden.
Im Anschluss ist Kraft- und Stellreflextraining (Propriozeptionstraining) essentiell, um das hohe Risiko einer erneuten Verletzung zu reduzieren. Fühlt sich das OSG instabil an, sollte im Zweifelsfall neben dem aktiven Training auch eine OSG-Bandage und Sporteinlagen verwendet werden. Diese bahnen und beschleunigen die Schutzreflexe der Peronealsehnen und verzögern das Umknicken um Millisekunden, so dass der Körper mehr Zeit hat muskulär zu reagieren.
Etwa 85% der Verletzungen heilen konservativ gut aus. Bei manchen Patienten verbleiben jedoch instabile Bandverhältnisse, die bei häufigem weiterem Umknicken operativ versorgt werden müssen (Watson-Jones-Plastik). Selten kommt es auch zu gegenteiligen Resultaten: Die Außenbandnarbe zieht sich zusammen und verdickt und schränkt dadurch die Sprunggelenksbeweglichkeit ein (Impingement). Die voluminöse Narbe drückt und tut häufig bei Belastung weh. Zudem erhöht sich die Unfallgefahr, da Bodenunebenheiten schlechter ausglichen werden können. Bei verkürzten, großen innerlichen Narben sollte zuerst abgewartet werden, da es auch noch später zu Umbauprozessen der Narbe kommen kann, zudem können die Patienten die Narbe selbständig aufdehnen. Ist dies nicht erfolgreich, kann die Narbe mittels Injektionen (Neuraltherapie oder Kortison) oder Stoßwellen therapiert werden. Ist auch dies erfolglos muss die Narbe selten operativ verkleinert werden.