Osteoporose

Wie Stamm und Äste eines alten oder kranken Baumes morsch und brüchig werden, können Knochen bei osteoporosekranken Menschen schon aus geringstem Anlass brechen. Wenn bei älteren Menschen Knochen brechen, führt das häufig nicht nur zu Schmerzen, sondern viele betroffene Menschen sind im Anschluss nach einem Knochenbruch auf fremden Hilfe angewiesen, nicht mehr mobil und müssen in ein Pflegeheim. Etwa 15% der älteren Menschen mit Oberschenkelhalsbruch versterben in den ersten 30 Tagen und 20 % müssen in einem Pflegeheim weiterleben.

Osteoporose beginnt stumm. Die Patienten selbst merken am Anfang nicht, dass ihre Knochen immer brüchiger werden. Zeichen einer Osteoporose können Knochenverformungen, Rundrückenbildung, Größenabnahme oder Knochenbrüche sein. Das Auftreten einer Osteoporose findet sich häufig bei Bewegungsmangel, Frauen nach den Wechseljahren, vererbter Osteoporose, Kortisonbehandlungen, Nikotin-/Alkoholabusus und bestimmten Vorerkrankungen. Bleibt die Osteoporose unbehandelt, schreitet die Erkrankung fort. Durch ein modernes und rechtzeitiges Betreuungskonzept sind unnötiges Leid und hohe Kosten vermeidbar und es können über die Hälfte der zu erwartenden Knochenbrüche vermieden werden.

Diagnostik

Bei Verdacht auf Osteoporose sollte eine Knochendichtemessung (DEXA) und verschiedene Labortests durchgeführt werden. Alle 5 Jahre übernimmt die gesetzliche Kasse die Kosten der Messung bei Wirbel-säulenbrüchen ohne Sturz. Einzelne Blutwerte wie z.B. Vitamin D Bestimmungen werden von der GKV ebenfalls nicht getragen.

Anabol: Calcium, Phosphat, Eiweiß, Vit. D, Sexualhormone, körperliche Aktivität

Katabol: Parathormon, Kortikosteroide, Schilddrüsenhormone, Knochenabbauprodukte (ß-Crosslabs), Entzündungen, körperliche Inaktivität

PC Analyse

Therapie

1) Schmerztherapie
Anfänglich sollten die Schmerzen mit Schienen/Bandagen, Medikamenten/Spritzen und manchmal mittels physikalischer/krankengymnastische Therapie behandelt werden.

2) Operation
Bei frischen Wirbelkörperbrüchen mit therapieresistenten Schmerzen kann in den ersten Wochen eine minimal-invasive operative Ballon-Aufrichtung erwogen werden. An den langen Röhrenknochen muss der Bruch meist klassisch operiert werden oder mittels Gips/Schiene bis zur Heilung ruhig gestellt werden.

3) Aktives Training mit dem Schwerpunkt auf Muskelaufbau und Gleichgewichtsschulung, ggf. auch Vibrationstraining kann in unserer Praxis angeboten werden. Durch ein lebensbegleitendes Training werden nicht nur Knochen und Muskeln gestärkt, sondern das Sturzrisiko gesenkt und schmerzhafte knöcherne Verschleißerscheinungen können muskulär entlastet werden.

4) Gesunde Ernährung mit täglich 1000-1500 mg Calcium und ca. 1000 IE Vitamin D. Von Oktober bis März sollte in unseren Breitengraden Vitamin D in Tropfenform oder Tabletten eingenommen werden, da die Sonne nicht mehr stark genug die körpereigene Vitamin D Produktion unterstützt. Da Vitamin D überdosiert werden kann, empfehlen wir die winterliche Kontrolle des Vitamin D-Werts durch eine Blutabnahme. Eine Ernährungsberatung kann in unserer Sondersprechstunde durchgeführt werden.

5) Medikamente
Orientierend sollte bei einem T-Wert der Knochendichtemessung unter -2,5 und erhöhtem Knochenbruchrisiko der weitere Knochenabbau gehemmt werden: Hierfür werden Bisphosphonate, wie Alendronsäure verwendet. Diese sollten für mindestens ein Jahr jede Woche einmal morgens nüchtern, ca. 30 min vor dem Frühstück aufrecht eingenommen werden.

Bei den ersten Einnahmen können bei 10% der Patienten Magen-Darm-Beschwerden auftreten oder unangenehme Gliederschmerzen für wenige Tage. Nach 2-3 maliger Tabletteneinnahme, beruhigen sich meist die Beschwerden. Sehr selten kann die Osteoporosebehandlung Bakterienwachstum im Kiefer-knochen begünstigen. Bei Zigarettenkonsum und schlechter Zahnhygiene mit Abszessen oder schlecht-sitzenden Zahnprothesen mit Druckstellen, sollten diese Probleme vor der geplanten Medikamenten-einnahme gelöst werden. Vor geplanten chirurgischen Eingriffen in den Kieferknochen, sollte vorübergehend ein Antibiotikum eingenommen werden und bis zur Wundheilung Chlorhexidin-Mund-spülungen durchgeführt werden.

Bei Unverträglichkeit von Bisphosphonaten oder schlechten Nierenwerten (GFR <30) können auch andere Medikamente verwendet werden (z.B. Prolia), die allerdings eine minimal höhere Kiefernekrosengefahr aufweisen.

Bei ausbleibender Verbesserung der Osteoporose müssen selten auch knochenaufbauende Medikamente verwendet werden, die komplizierter und teurer in ihrer Anwendung sind.

6) Hormone
Bei Frauen besteht häufiger ein Hormondefizit als bei Männern. Die Sexualhormone Östrogen und Testosteron stärken Knochen, Muskeln und die Regeneration. Ein Defizit kann mit weniger Risiken im Vergleich zu „orthopädischen Medikamenten“ therapiert werden und dabei können gleichzeitig auch andere Erkrankungen und Risiken, die mit einem Hormonmangel verbunden sind, verbessert werden. Da nicht jeder Patient für eine Hormonersatztherapie in Frage kommt, sollten die individuellen Vor- und Nachteile fachärztlich besprochen werden, am besten gemeinsam mit Ihrem Gynäkologen/Urologen.

Um die Wirksamkeit der Behandlung zu kontrollieren und unnötige Medikamenteneinnahmen zu vermeiden, sollte nach 3 Monaten die ß-Crosslabs im Blut untersucht werden, die anzeigen, ob der Knochenabbau durch die eingeschlagene Therapie gestoppt werden konnte. Nach etwa einem Jahr kann eine Verlaufskontrolle der Knochendichtemessung und eine weitere Blutuntersuchung durchgeführt werden, sowie ein Jahr nach Absetzten der Therapie (Calcium, Vit. D, Kreatinin, GFR, Blutbild). Je nach Schwere der Erkrankungen beträgt die durchschnittliche medikamentöse Therapie zwischen 3-5 Jahren.

Körperliches Training und ausreichende Calcium- und Vitamin D-Zufuhr sollte hingegen lebensbegleitend sichergestellt sein.

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