Rückenschmerzen

Rückenschmerzen werden häufig durch den Verschleiß von Bandscheiben und der Zwischenwirbelgelenke verursacht. Ab einem gewissen Alter ist ein Verscheiß der Wirbelsäule sehr häufig und kann auch bei beschwerdefreien Menschen im Röntgen und noch häufiger auf MRT-Bildern detektiert werden. Für uns Ärzte ist es mitunter schwierig zu sagen, ob die gesehenen Veränderungen auf den Bildern für die Beschwerden des Patienten verantwortlich sind. In aller Regel richtet sich die Wahl der Behandlung nach der Art, Intensität und Dauer der Beschwerden, die durch die Anamnese und Untersuchung erhoben werden und vorerst nicht, nach den Bildbefunden, mit weitverbreiteten Diagnosen, die zudem meist auch schon lange Zeit bestanden haben, bevor der Patient Beschwerden entwickelt hat.

Akute Phase

Bei akuten Beschwerden ist es das Ziel die Bandscheiben und Zwischenwirbelgelenke von Druck zu entlasten, sowie schmerzhafte Muskelverspannungen und das lokale Entzündungsgeschehen zu reduzieren. Anfangs stehen passive Maßnahmen im Vordergrund. Je nach Beschwerdestärke wird anfangs nur mit Wärme, entzündungshemmenden Tabletten (z.B. Ibuprofen) und lockernden Körperübungen therapiert. Ist das nicht ausreichend, kann die Wirbelsäule durch äußere Traktion (Extensionsliege) entlastetet werden, die Nervenausgänge werden mit Stoßwellen und Strombehandlungen therapiert, additiv mit pulsierender Magnetfeldtherapien und statt Tabletten werden Infusionen mit entzündungshemmenden, nerven-stabilisierenden und muskellockernden Substanzen verabreicht. Dadurch können mindestens 95% der Patienten mit Bandscheibenvorfällen ohne Operation erfolgreich behandelt werden. Bei chronischen Beschwerden mit muskulären Verhärtungen und hartnäckigen Triggerpunkten ist die Therapie meist langwieriger und sollte sowohl Stoßwellenbehandlungen, als auch Akupunkturen beinhalten.

Rückenschmerzen

Zweite Phase

Konnten die Schmerzen erfolgreich reduziert werden, sollte eine Verbesserung der Körperhaltung durch ein aktives Trainingsprogramm (Rückenschule) erreicht werden, die auch Entspannungstechniken vermitteln sollte. Bei starken Verkürzungen und Dysbalancen kann es manchmal notwendig sein, diese physiotherapeutisch zu lösen. Ziel sollte es sein, dass der Patient so früh wie möglich eigenständig trainieren kann. Die Kraft und Ausdauer der wirbelsäulenstabilisierenden Muskulatur sollte gestärkt werden, regelmäßig verkürzte Muskeln gedehnt werden und die Haltung im Alltag und Beruf optimiert werden.

Stress und Entzündungen

Im Falle einer psychosozialen Stresssituation und bei Fehlernährung kommt es infolge einer Überlastung des Gesamtsystems zu einer Dysregulation der Entzündungsprozesse, die dann zur Auslösung oder Intensivierung der Beschwerden führen können. Im Labortest können erhöhte Stresshormonspiegel (Cortisol), Entzündungswerte (Leukozyten, CRP, IgG), Zuckerwerte (Glukose, Insulin, Harnsäure) und veränderte Blutfettwerte (LDL-Cholesterin, Omega 3 Index) festgestellt werden. Finden sich Auffällig-keiten sollten diese durch Ernährungsumstellung ggf. auch mit Hilfe des Hausarztes medikamentös ver-bessert werden, ansonsten drohen auch in anderen Organsystemen langfristige Schäden (Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Demenz, Krebs usw.). Bessere Schlafhygiene fördert übrigens die Regeneration.

Kinesio
Rückenschmerzen

Therapie operativ

Sind alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft und haben nicht zu einer für den Patienten akzeptablen Situation geführt, kann eine Operation eruiert werden. Dazu sollten MRT-Aufnahmen angefertigt werden und anschließend mögliche operative Verfahren erläutert werden, die nie eine Garantie auf vollständige Wiederherstellung geben können. Bei einem Bandscheibenvorfall wird eine Weichteiloperation durchgeführt, die normalerweise eine 6-wöchige Erholungszeit erfordert. Bei knöcherner Einengung des Spinalkanals oder der Nervenausgänge wird eine Dekompression mit Entfernung störender Knochenareale durchgeführt. Wird der verbliebene Knochen als nicht ausreichend stabil angesehen oder bestehen bereits vor der Operation Instabilitäten muss zusätzlich eine Versteifungsoperation durchgeführt werden. Operationen am Knochen bedürfen einer längeren Rekonvaleszenz von ca. 3 Monaten bis zur Erlangung der alten Belastungsfähigkeit.

Maßnahmenkatalog

kann den Druck auf die Bandscheibe reduzieren und als Nebeneffekt die Muskulatur dehnen

kann die Muskulatur lockern und überreizte Nerven beruhigen

kann die Aktivität der Schmerzrezeptoren reduzieren, die Durchblutung anregen und regt die Regeneration an, wirkt auch bei Triggerpunkten

können mithilfe von Medikamenten Entzündung, Schmerzen und Muskelverspannungen reduzieren und den Nervenstoffwechsel unterstützen

kann in der anfänglichen Therapie die Schmerzreize reduzieren, die Haltung verbessern (weniger Druck) und später präventiv beim schweren Tragen entlasten

können bei chronischen Schmerzen Nervenüberreaktionen beruhigen

kann blockierte Gelenke lösen

kann vor allem bei anhaltenden Beschwerden Schmerzen reduzieren

können gezielt an einer Stelle die Schmerzübertragung lähmen und entzündungsfördernde Botenstoffe ausschwämmen

kann mitverursachende Stressmuster verbessern